EINE EINFÜHRUNG FÜR LEHRER UND SCHÜLER    

JÜDISCHE SYMBOLIK


ABSTAMMUNGSSYMBOLE

SEGNENDE PRIESTERHÄNDE
Zu den häufigsten Symbolen zählen diejenigen, die für die Abstammung von den alten Geschlechtern der KohanimKohen, pl. Kohanim - "Priester", Nachkommen des ersten Priesters Aaron, die bis heute besonderen Reinheitsvorschriften unterliegen und mit der charakteristischen Fingerhaltung in der Synagoge den Segen über das Volk sprechen und der LevitenLevite - Abkömmling aus dem Stamm Levi, einer der zwölf Stämme Israels, die nach den Söhnen Jakobs benannt wurden. Die Leviten assistierten den ebenfalls aus ihrem Stamm stammenden Priestern (-> Kohen) im Tempel und waren für die Einhaltung der Reinheitsvorschriften zuständig stehen. So weisen die segnenden Priesterhände auf die Abkunft aus dem aaronidischen Priestergeschlecht der Kohanim hin. Diese waren im Tempel für die Darbringung der Opfer zuständig und sprachen den Segen über das Volk. Der Priestersegen geht auf Numeri 6,22-26 zurück.

Bei diesem Segen, der sich bis heute in der Synagoge erhalten hat, erhebt der KohenKohen, pl. Kohanim - "Priester", Nachkommen des ersten Priesters Aaron, die bis heute besonderen Reinheitsvorschriften unterliegen und mit der charakteristischen Fingerhaltung in der Synagoge den Segen über das Volk sprechen die Hände in der charakteristischen Fingerhaltung: Daumen und Zeigefinger berühren sich, während Ring- und kleiner Finger abgespreizt werden. Dieses Symbol trifft man bei Angehörigen des Priestergeschlechts (mit dem Beinamen Kohen oder KaZ). Da die Zugehörigkeit zum Priesterstamm über die männliche Linie vererbt wird, ist das Symbol der segnenden Hände bei Frauen grundsätzlich eher selten anzutreffen.

Die LEVITENKANNE weist auf levitische Abkunft. Die LevitenLevite - Abkömmling aus dem Stamm Levi, einer der zwölf Stämme Israels, die nach den Söhnen Jakobs benannt wurden. Die Leviten assistierten den ebenfalls aus ihrem Stamm stammenden Priestern (-> Kohen) im Tempel und waren für die Einhaltung der Reinheitsvorschriften zuständig waren im Tempel unter anderem für die kultische Reinheit zuständig und wuschen den Priestern vor dem Opferkult die Hände. Dafür steht auf den Grabsteinen das Symbol der Kanne. Diese findet sich in den verschiedensten Formen, als bauchige Waschkrüge, meist mit Untersatz, oder hohe schlanke Gießgefäße, oft von zeitgenössischen Gieß- und Waschgefäßen beeinflusst. Manchmal eingraviert, meist jedoch plastisch hervortretend, schmücken sie Giebel oder Sockel eines Grabsteins.

AMTSSYMBOLE

BESCHNEIDUNGSMESSER
Andere jüdische Symbole weisen auf ein Ehrenamt innerhalb der Gemeinde hin. Auf einen Mohel,ritueller Beschneider, der die -> Beschneidung jüdischer Knaben am achten Tag nach der Geburt vornimmt einen Beschneider, deutet die Darstellung eines Beschneidungsmessers, meist in Verbindung mit den bei der Beschneidung verwendeten zwei Kelchen.

SCHOFAR
Auf das Ehrenamt des Schofarbläsers steht das Schofar,ein ausgehöhltes Tier-, meist Widderhorn, in das am jüdischen Neujahrsfest geblasen wird das Widderhorn. Dieses wird an Neujahr und am Versöhnungstag (-> Jüdischer Kalender) in der Synagoge geblasen, um die Sünder zur Umkehr zu mahnen. Auf Grabsteinen kann es auch als Sinnbild für die Auferstehung verstanden werden: Der Messias stößt am Ende der Tage in das "Große Schofar", um die Verstorbenen zu wecken.

BUCH
Ein Buch, oft aufgeschlagen, steht für große Gelehrsamkeit und religiöse Bildung und findet sich meist auf Grabsteinen von VorbeterVorbeter/Vorsänger/Kantor - ein beim Gemeinschaftsgebet von der Gemeinde delegiertes Gemeindemitglied, das als deren "Abgesandter" (hebr. "schaliach zibbur" / "Abgesandter der Gemeinschaft") vortritt und die Gebete laut sprichtn und RabbinerRichter, Lehrer, Prediger und Seelsorger einer Gemeinden. Als Gebetsbuch kann es auch für besondere Frömmigkeit stehen.

Manche Grabmale sind auch teilweise oder ganz in Form eines aufgeschlagenen Buches gestaltet.

EINE FEDER FÜHRENDE HAND
Für den Sofer,Schreiber von Torarollen, -> Mesusot und -> Tefillin den Schreiber von Torarollen und anderen religiösen Texten, steht die Darstellungen einer eine Feder führenden Hand, öfters ergänzt durch ein Buch oder eine Schriftrolle.

NAMENSSYMBOLIK

Tierdarstellungen stehen mit dem Namen des Verstorbenen in Zusammenhang und gehen meist auf den ->Jakobssegen zurück.

LÖWE
Im Jakobssegen heißt es über den Stamm Jehuda: Jungleu, Jehuda, … er kauert, streckt sich, wie Löwe und Löwin (Genesis 49,9). Und so ziert das Grabmal eines Verstorbenen mit Namen Jehuda oder Arie oft ein Löwe.

HIRSCH
Der Stamm Naftali wird im Jakobssegen mit einem springenden Hirsch verglichen (Genesis 49,21).

BÄR
Anstelle eines Esels, wie im Jakobssegen (Genesis 49,14), wird der Name Jissachar meist mit einem Bär assoziiert, ebenfalls ein Sinnbild für Stärke.

LAMM
Der schon im Mittelalter bei Männern beliebte Name "Lemle" ("Lemblin", "Lämmlein") geht ursprünglich auf den alten deutschen Namen "Lambert(us)" zurück und wird aufgrund seines Klanges mit einem Lamm assoziiert. Aus unbekannten Gründen wurde er schon früh mit dem biblischen Namen "Ascher" in Verbindung gebracht.

HERZ
Die Abbildung eines Herzens geht auf Umwegen auf den Jakobssegen zurück: Dort wird der biblische Stamm Naftali mit einem springenden -> Hirsch verglichen (Genesis 49,21). Der Name "Hirsch" ist in verschiedenen Varianten belegt, darunter auch "Hirz", woraus dann die Namensform "Herz" wurde.

DAVIDSTERN
Der -> Davidstern diente, bevor er zum allgemein-jüdischen Symbol wurde, auch zur Verbildlichung des Namens "David", erstmals belegt auf dem Grabstein des berühmten jüdischen Historikers, Astronomen und Geographen David Gans (1541-1613) auf dem alten jüdischen Friedhof in Prag.

OPFERUNG ISAAKS
Selten findet man auf aschkenasischenAschkenas, aschkenasisch, Aschkenasen - mittelalterliche, rabbinische Bezeichnung für Mitteleuropa und speziell Deutschland, allgemein gebraucht für die von der palästinischen, italienischen, mittel- und osteuropäischen Tradition bestimmten Teile des Judentums (im Gegensatz zu -> sefardisch) Grabsteinen auch die Darstellung biblischer Szenen zur Verbildlichung eines Namens. So kann die Opferung Isaaks, wörtlich die "Bindung Isaaks" (Genesis 22,1-19), auf Grabsteinen von Männern namens Isaak oder Abraham stehen.

ROSE
"Rose" und andere Blumennamen wie zum Beispiel "Blümchen" und "Veilchen" waren in verschiedenen Variationen (z.B. "Rösle", "Blümche", "Veilche") schon seit dem Mittelalter sehr beliebt (-> Frauennamen).

VOGEL
Wie Blumennamen, so waren auch Tiernamen bei jüdischen Frauen seit dem Mittelalter sehr verbreitet, vor allem Vögel, wie "Vögele" und "Taube"/"Täubchen", aber auch die "Hindin", die Hirschkuh, auf die der beliebte Name "Hinde" zurückgeht (der jedoch, im Gegensatz zu den Vogelnamen, nicht auf Grabsteinen dargestellt wird) (-> Frauennamen).

HAUSZEICHEN
Bevor Häuser mit Nummern versehen wurden, gab es vor allem in größeren Städten individuelle Hauszeichen. Mit Hilfe dieser Hauszeichen wurden in der großen jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main auch die einzelnen Familien unterschieden. Diese Zeichen wurden in den jüdischen Gemeinden in Frankfurt am Main und in Hanau auch auf den Grabsteinen dargestellt. Manchmal entwickelten sich die Hauszeichen auch zu weitervererbten Familiennamen, die dann auch andernorts auf Grabsteinen zu finden sind.

FAMILIENNAMEN
Selten findet man auch die symbolische Darstellung von Familiennamen auf Grabsteinen (siehe auch -> Hauszeichen).

KRONEN

Die Darstellung einer Krone kann verschiedene Bedeutung haben. Die Krone des guten Namens geht zurück auf Pirkei Awot 4,17, die "Sprüche der Väter",hebr. Pirkei Awot, ein Traktat der -> Mischna mit ethischen Maximen verschiedener Rabbinen aus dem 2. Jahrhundert: Rabbi Schimon sagt: Drei Kronen gibt es: Die Krone der Tora, die Krone der Priesterwürde und die Krone des Königtums; die Krone des guten Namens aber übertrifft sie alle.

Damit verbunden steht die Krone auf dem Grabstein eines Angehörigen des Priestergeschlechts der KohanimKohen, pl. Kohanim - "Priester", Nachkommen des ersten Priesters Aaron, die bis heute besonderen Reinheitsvorschriften unterliegen und mit der charakteristischen Fingerhaltung in der Synagoge den Segen über das Volk sprechen auch für die Krone der Priesterwürde, oft verbunden mit den segnenden Priesterhänden, oder als Krone der Tora für hohe Gelehrsamkeit.

Eine von ihrem Podest fallende Krone verbildlicht den Anfang eines Verses aus den Klageliedern: Gefallen ist die Krone unseres Hauptes (Klagelieder 5,16) und symbolisiert den Verlust eines Familienoberhaupts oder Gemeindevorstehers.

All die bisher genannten Kronen sind in der Regel nur auf Grabsteinen von Männern zu finden. Auf dem Grabstein einer Frau steht die Krone als Verbildlichung des häufig in den Inschriften zitierten Lobes einer Frau als Krone ihres Gatten (Sprüche 12,4).

ALLGEMEIN-JÜDISCHE SYMBOLE

DAVIDSTERN
Zu den allgemein-jüdischen Symbolen gehört der Davidstern, hebräisch Magen David, das "Schild Davids". Schon im antiken Judentum ist das Hexagramm als dekoratives Element bekannt, doch erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt es sich zu einem Symbol des Judentums. Dies nahm seinen Anfang in Prag, dort schmückte der Davidstern seit 1354 die Fahne der Prager Juden. In Prag wurde der Davidstern erstmals auch im Giebel eines Grabsteins abgebildet, hier jedoch noch als Symbol für den Namen David.

Besonders häufig ist der Davidstern seit der Zeit des Ersten Weltkriegs zu finden. Dies steht sicherlich in Zusammenhang mit dem wachsenden jüdischen Selbstbewusstsein im Zuge des Ersten Weltkrieges. Eher mit einem Davidstern gekennzeichnet denn geschmückt sind erst nach der Schoah hebr. Für "Unheil", "große Katastrophe", Bezeichnung für den Völkermord an den Juden durch die Nationalsozialisten errichtete Grabmale und Gedenksteine und heute gibt es jüdische Gemeinden, die die Anbringung eines Davidsterns auf neu errichteten Grabsteinen vorschreiben. 1948 wurde der Davidstern zum Emblem der Nationalflagge Israels.

LEUCHTER UND LICHTER
Selten sind hierzulande Kerzen oder Leuchter abgebildet. Sie können unterschiedliche Bedeutungen haben.

Die Menora, der siebenarmige Leuchter, ist eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums und geht zurück auf den Leuchter im biblischen Tempel (Beschreibung: Exodus 25,31-40). Sie wurde mit der Staatsgründung Israels in das Staatswappen aufgenommen. In der Antike ist die Darstellung der Menora häufiger auf jüdischen Grabsteinen zu finden, hierzulande jedoch erst im 20. Jahrhundert.

Leuchter in Form von Lichtträgern stehen für das ewige Weiterleben der Seele. Die Deutung bezieht sich auf Sprüche 20,27, wo es heißt: "Eine Leuchte des Ewigen ist des Menschen Seele".

Schabbatlampen und -kerzen werden traditionell nur auf Frauengräbern abgebildet, da es zu den drei wichtigsten Geboten, die eine Frau zu beachten hat, gehört, die Schabbatkerzen anzuzünden ("Hadlaka").

BUNDESTAFELN
Selten ist auch die Darstellung der Bundestafeln, auf denen Mose auf dem Berg Sinai die "Zehn Gebote" empfing. Sie sind ein Symbol für Gesetzestreue, das sich manchmal auch auf Grabsteinen von Männern namens Moses finden lässt. Diese miteinander verbundenen, oben abgerundeten Tafeln zeigen meist die ersten zehn Buchstaben des -> hebräischen Alphabets, stellvertretend für die Zehn Gebote. Die Bundestafeln sind eigentlich ein Element der christlichen Kunst des Mittelalters, ihre Darstellung gelangte erst spät in die jüdische Kunst.

ZEDAKA-BÜCHSE
Die Zedaka-Büchse, die Almosenbüchse, steht als Zeichen der Fürsorge für die Armen. Solche Büchsen standen in vielen Synagogen.