EINE EINFÜHRUNG FÜR LEHRER UND SCHÜLER    

ANLAGE EINES FRIEDHOFS

Jüdische Friedhöfe sind für die Ewigkeit angelegt, d.h. bis zur Auferstehung am Jüngsten Tag. Daher werden alle Gräber mit Grabsteinen gekennzeichnet und müssen bis in alle Ewigkeit bestehen bleiben. Die Auflösung und Wiederbelegung eines Grabes nach einer Reihe von Jahren, wie sie heute allgemein üblich ist, kommt daher für Juden nicht in Frage. Diese Vorstellung gab es auch mal im Christentum, doch hat sie sich aus verschiedenen Gründen nicht halten können. Eine Umbettung eines jüdischen Grabes ist nur in Ausnahmefällen möglich (z.B. wenn ein Toter ins Heilige Land, d.h. nach Israel überführt wird).

Ein eigener Friedhof ist daher sehr wichtig für eine jüdische Gemeinde. In der Regel war man bestrebt, möglichst schnell einen geeigneten Ort und eine Erlaubnis von der Obrigkeit zu bekommen. Das war nicht immer einfach und musste meist teuer bezahlt werden. Auch war es Juden lange nicht erlaubt, Grundbesitz zu haben, damit blieben sie von der Willkür der Machthabenden abhängig.

Jüdische Friedhöfe waren - zumindest in jüngerer Zeit - meist ummauert oder umzäunt und hatten eine Wasserstelle, einen Brunnen, denn es ist eine religiöse Vorschrift, sich nach dem Besuch eines Friedhofs die Hände zu waschen.

Auf den meisten Friedhöfen wurden die Grabsteine in chronologischer Abfolge in Reihen aufgestellt.

Die Grabsteine der aschkenasischen Aschkenas, aschkenasisch, Aschkenasen - mittelalterliche, rabbinische Bezeichnung für Mitteleuropa und speziell Deutschland, allgemein gebraucht für die von der palästinischen, italienischen, mittel- und osteuropäischen Tradition bestimmten Teile des Judentums (im Gegensatz zu -> sefardisch) Juden stehen in der Regel aufrecht, die sefardischenSefarad, sefardisch, Sefarden – alter hebräischer Name für Spanien, allgemein gebräuchlich für vom spanischen Judentum geprägte Kultur und Tradition   Juden bevorzugten liegende Grabplatten, Scheinsarkophage Steinsarg. Scheinsarkophage sind über dem eigentlichen Grab errichtete Steinsärge, die aber keine Leiche bergen. Im Gegensatz zu liegenden Grabplatten mit nur einer schrifttragenden Seite und aufrecht stehenden Stelen, die von zwei Seiten beschriftet werden konnten, bieten Scheinsarkophage deutlich mehr Platz für Inschriften und Verzierungen; sie wurden daher vornehmlich für hochgestellte Persönlichkeiten errichtet. Auch bei den aschkenasischen Juden finden sich vereinzelt solche Scheinsarkophage, vor allem in Prag. und Pyramidalgräber.

Für einige Personengruppen gab es oft eigene Felder bzw. Abteilungen.

Häufig wurden die Grabsteine mit der Front nach Osten aufgestellt, in Richtung Jerusalem.

Auf vielen Friedhöfen wurde es im Laufe des 19. Jahrhunderts üblich, Ehepartner nebeneinander beizusetzen. Dafür wurden dann einzelne Grabstellen reserviert. Auf großstädtischen Friedhöfen entstanden auch große Familiengrabstätten.

Auf manchen Friedhöfen wurden "Tahara-Häuser" errichtet, in denen Verstorbene gewaschen und für die Beisetzung hergerichtet wurden. Hier konnte es auch einen Saal für eine Gedenkfeier geben, sowie Abstellkammern für die Gerätschaften des Totengräbers.