- Einführung
- Tod u. Bestattung im Judentum
- Der Friedhof
- Die Grabsteine
- Die Inschriften
- Der jüdische Kalender
- Aufgaben und Fragestellungen
- Literatur und Links
- Projekte
- Schriftquellen
Jüdische Friedhöfe sind für die Ewigkeit angelegt, d.h. bis zur Auferstehung am Jüngsten Tag. Daher werden alle Gräber mit
Grabsteinen gekennzeichnet und müssen bis in alle Ewigkeit bestehen bleiben. Die Auflösung und Wiederbelegung eines Grabes
nach einer Reihe von Jahren, wie sie heute allgemein üblich ist, kommt daher für Juden nicht in Frage. Diese Vorstellung gab es auch mal im
Christentum, doch hat sie sich aus verschiedenen Gründen nicht halten können. Eine Umbettung eines jüdischen Grabes ist nur in
Ausnahmefällen möglich (z.B. wenn ein Toter ins Heilige Land, d.h. nach Israel überführt wird).
Ein eigener Friedhof ist daher sehr wichtig für eine jüdische Gemeinde. In der Regel war man bestrebt, möglichst schnell einen
geeigneten Ort und eine Erlaubnis von der Obrigkeit zu bekommen. Das war nicht immer einfach und musste meist teuer bezahlt werden.
Auch war es Juden lange nicht erlaubt, Grundbesitz zu haben, damit blieben sie von der Willkür der Machthabenden abhängig.
Jüdische Friedhöfe waren - zumindest in jüngerer Zeit - meist ummauert oder umzäunt und hatten eine Wasserstelle, einen Brunnen,
denn es ist eine religiöse Vorschrift, sich nach dem Besuch eines Friedhofs die Hände zu waschen.
Auf den meisten Friedhöfen wurden die Grabsteine in chronologischer Abfolge in Reihen aufgestellt.
Auf dem alten jüdischen Friedhof in Frankfurt am Main (Battonnstraße) wurde nach Familiengruppen begraben, wobei
Kinder jeweils bei ihren Vätern beigesetzt wurden, d.h. Ehepartner oft weit voneinander entfernt begraben liegen.
Die Grabsteine der
aschkenasischen
Aschkenas, aschkenasisch, Aschkenasen - mittelalterliche, rabbinische Bezeichnung für
Mitteleuropa und speziell Deutschland, allgemein gebraucht für die von der palästinischen, italienischen, mittel- und
osteuropäischen Tradition bestimmten Teile des Judentums (im Gegensatz zu -> sefardisch)
Juden stehen in der Regel aufrecht, die sefardischenSefarad, sefardisch, Sefarden – alter hebräischer Name für Spanien, allgemein gebräuchlich für vom spanischen Judentum geprägte Kultur und Tradition Juden bevorzugten liegende
Grabplatten, Scheinsarkophage
Steinsarg. Scheinsarkophage sind über dem eigentlichen Grab errichtete Steinsärge, die aber keine Leiche bergen.
Im Gegensatz zu liegenden Grabplatten mit nur einer schrifttragenden Seite und aufrecht stehenden Stelen, die von
zwei Seiten beschriftet werden konnten, bieten Scheinsarkophage deutlich mehr Platz für Inschriften und Verzierungen;
sie wurden daher vornehmlich für hochgestellte Persönlichkeiten errichtet. Auch bei den aschkenasischen Juden finden
sich vereinzelt solche Scheinsarkophage, vor allem in Prag.
und Pyramidalgräber.
Abbildung: Aufrecht stehende aschkenasische Grabsteine auf
dem jüdischen Friedhof Hamburg-Altona, Königstraße
Abbildung: Liegende sefardische Grabsteine in Glückstad
Für einige Personengruppen gab es oft eigene Felder bzw. Abteilungen.
Häufig wurden die Grabsteine mit der Front nach Osten aufgestellt, in Richtung Jerusalem.
Auf vielen Friedhöfen wurde es im Laufe des 19. Jahrhunderts üblich, Ehepartner nebeneinander beizusetzen.
Dafür wurden dann einzelne Grabstellen reserviert. Auf großstädtischen Friedhöfen entstanden auch große Familiengrabstätten.
Auf manchen Friedhöfen wurden "Tahara-Häuser" errichtet, in denen Verstorbene gewaschen und für die Beisetzung
hergerichtet wurden. Hier konnte es auch einen Saal für eine Gedenkfeier geben, sowie Abstellkammern für die Gerätschaften des Totengräbers.
Alter jüdischer Friedhof in Fürth, kolorierter Kupferstich von 1705 von Johann Alexander Boener (1647-1720)
Jüdischer Friedhof Sondershausen, das Tahara-Häuschen kurz vor seinem Abriss 1988
Jüdischer Friedhof Hamburg-Ohlsdorf: Die von August Pieper entworfene und 1893 erbaute Trauerhalle
Jüdischer Friedhof Köln-Bocklemünd